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50 Wochen 30 Bücher #10 – The Gentleman’s Guide to Vice and Virtue – Mackenzi Lee

Henry “Monty” Montague was born and bred to be a gentleman, but he was never one to be tamed. The finest boarding schools in England and the constant disapproval of his father haven’t been able to curb any of his roguish passions—not for gambling halls, late nights spent with a bottle of spirits, or waking up in the arms of women or men.

But as Monty embarks on his Grand Tour of Europe, his quest for a life filled with pleasure and vice is in danger of coming to an end. Not only does his father expect him to take over the family’s estate upon his return, but Monty is also nursing an impossible crush on his best friend and traveling companion, Percy.

Still, it isn’t in Monty’s nature to give up. Even with his younger sister, Felicity, in tow, he vows to make this yearlong escapade one last hedonistic hurrah and flirt with Percy from Paris to Rome. But when one of Monty’s reckless decisions turns their trip abroad into a harrowing manhunt that spans across Europe, it calls into question everything he knows, including his relationship with the boy he adores.

Mein klares Lieblingsbuch aus 2017 heißt “The Gentleman’s Guide to Vice and Virtue”, und ist genau so charmant, wie der Titel vermuten lässt. Ich bin ohne sonderlich große Erwartungen an den Roman herangegangen; in erster Linie war ich neugierig auf die Figuren. LGBT im 18. Jahrhundert sind Schlagwörter, die man sonst eher bei Gay Romance findet. Und obwohl es bei “The Gentleman’s Guide to Vice and Virtue” in erster Linie um einen unglücklich verliebten jungen Mann geht, ist der Roman trotzdem ganz sicher kein Gay Romance.

Ich glaube, ich hab drei Seiten gebraucht, um mich völlig in das Buch zu verlieben. Das ist mir in der letzten Zeit so selten passiert, dass ich mich an die anderen Male schon gar nicht mehr dran erinnern kann. Möglich, dass es vor vielen Jahren Harry Potter war. “The Gentleman’s Guide to Vice and Virtue” hat eine sehr eindringliche und sehr einzigartige Erzählerstimme, und wenn ich das Buch nicht deswegen schon geliebt hätte, dann wegen den tollen Figuren.

“The Gentleman’s Guide to Vice and Virtue” gehört zu den wenigen Büchern, die tatsächlich etwas mit dem Ich-Erzähler machen (wir sprachen darüber). Als Leser ist man sofort geneigt, Monty alle seine Ausführungen zu glauben, unter anderem, dass er ein zu nichts taugender Taugenichts ist. Über lange Strecken fällt es einem nicht leicht, den verschwenderischen jungen Mann, der sich und andere scheinbar am liebsten um jeden Preis bloßstellt, zu mögen. Die meiste Zeit fragt man sich, wie es sein kann, dass dieser Bengel überhaupt Freunde hat. Das liegt nicht zuletzt daran, was und wie Monty von sich erzählt.

Abgesehen von Oberflächlichkeiten, wie seinem guten Aussehen, hält er für sich nicht besonders nette Worte bereit; er stellt sich als faul und feiger Nichtsnutz da – und weil er trotz aller Fehler so unheimlich charmant ist, glaubt man ihm. Erst nach und nach stellt sich heraus, dass Monty von seinem Vater bei jedem Vergehen praktisch halbtot geprügelt wird, dass der Mann seinen Sohn aufgrund seiner Sexualität für abartig hält, und auch sonst keine freundlichen Worte für ihn findet. Monty ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Weil ihm eingeredet wird, nicht gut genug zu sein, und es schier unmöglich ist, seinen Vater zufrieden zu stellen, wird Monty zu genau dem, für das sein Vater ihn hält. Ein vergnügungssüchtiger junger Mann, der sich um nichts schert als um den nächsten Drink, und die nächste Party.

Besonders gefallen hat mir die Dynamik zwischen Monty und seinem besten Freund und Objekt der Begierde, Percy. Percy ist der perfekte englische Gentleman, stets bemüht, einen korrekten und guten Eindruck zu machen. Woran das liegt, lässt die Autorin beiläufig einfließen, als Percy und Monty schon längst auf ihrer Grand Tour unterwegs sind – Percy ist eine Person of Colour, die zwar in der High Society aufgewachsen und durch und durch englisch ist, von seinen Peers aber aufgrund seiner Hautfarbe nicht als vollwertiges Mitglied akzeptiert wird. Da wir uns in Montys Kopf befinden, bekommen wir das erst relativ spät mit, denn Monty ist Percys Hautfarbe völlig egal, und er verschwendet keinen weiteren Gedanken daran – im guten wie im schlechten Sinne.

Ich habe das Buch innerhalb weniger Tage verschlungen. Ich hatte Schwierigkeiten, es abends aus der Hand zu legen und habe sogar morgens vor der Arbeit noch schnell ein paar Seiten gelesen. Ich war tottraurig, als ich mich dann mit großen Schritten dem Finale näherte, und habe die letzten Seiten mit einem weinenden und einem lachenden Auge gelesen.

Zum Ende hin verliert sich das Buch leider etwas in einem obskuren mystischen Handlungsstrang, der eigentlich ziemlich überflüssig ist. Macht nichts, die Figuren entschädigen dafür mehr als genug – besonders, welche Entwicklung Monty im Verlauf des Buches durchmacht.

Und am Ende? Am Ende hatte ich Monty richtig lieb und hab ihm alles Glück der Welt gewünscht.

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